
83digDM+30digNE+28digKE
04. Allgemeines zur Herstellung und Nutzung des dinglichen Maßstabs der Nippur Elle
04. Allgemeines zur Herstellung und Nutzung des dinglichen Maßstabs der Nippur Elle:
Das Abgreifen der Maße von dinglichen Maßstäben erfolgte wahrscheinlich mit einer
Art Zirkel, dessen zwei Schenkelspitzen je in eine Kerbe gesetzt wurden. Die Schenkel
wurden fest miteinander fixiert. Nun konnte das abgegriffene Maß mit den zwei
Schenkelspitzen auf das auszumessende Objekt übertragen werden.
Die Kerben auf einem Maßstab haben den Vorteil, dass beim Abgreifen von Strecken die
Schenkelspitzen des Zirkels immer an die tiefste Stelle der Kerbe rutschen, also an die
optimalste Stelle. Hierdurch werden mögliche Ungenauigkeiten bei Messungen bereits
minimiert.
Auf dem dinglichen Maßstab der Nippur Elle wurden interessanterweise zwei Arten
von Kerben gesetzt. In eine Gussform die erhöhten Linien für die Kerben des Barrens
anzubringen, ist deutlich komplizierter als eine ebenförmige Gussform herzustellen. Wer
die erhöhten Linien in eine Gussform setzte, hatte wahrscheinlich vor, mehrere Kopien
des Barrens herzustellen. Jeder Nutzer eines so hergestellten Barrens konnte sich
sicher sein, dass nicht nur die Barrenlänge, sondern auch die Kerbenabstände identisch
sind. Kein Handwerker konnte, aus welchen Gründen auch immer, die Kerben hier noch
falsch setzen. Wenn aber bei der Gussformherstellung Fehler gemacht worden wären,
hätte man diese beim Giessen vervielfältigt und alle hätten die gleichen Fehler genutzt.
Wenn kurze Strecken, wie hier vier Digiti nur um einen Millimeter abweichen, steigt die
prozentuale Abweichung natürlich auf über ein Prozent. Sehr kurze Strecken sind für
Vergleiche daher nicht sonderlich geeignet. Dass aber lange Strecken, wie die halbe
Nippur Elle um über drei Millimeter und die Pygme der Nippur Elle um fast zwei Millimeter
abweichen, sollte man nicht einfach hinnehmen.
Wenn der dingliche Maßstab laut 'Unger Theorie' in gleiche Digiti, hergeleitet aus den
30 Digiti der Nippur Elle, geteilt wurde, hätten unsere Vorfahren, auch mit einfachsten
ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, durch stetige Halbierungen die 64 Teile
ermitteln können. Diese Teilungen hätten sie auch sofort untereinander vergleichen
können und mögliche Fehler erkennen können. Die heute sichtbaren Kerben hätten sie
auf jeden Fall millimetergenau in die Gußform oder auf den Barren setzen können.
Egal, ob die Kerbenabstände des Barrens nur mit Abgaben für den Tempel verglichen
wurden, oder der Barren sogar als Urmaß diente, um Kopien für Bauleute, Händler und
Käufer anzufertigen, ein so ungenauer Maßstab würde innerhalb kürzester Zeit zu
Streitigkeiten führen. Auch die einstige Metropole Nippur wurde durch Handel und
Handwerk gross. Für Handel und Handwerk ist aber das Vertrauen der Käufer und
Verkäufer in genaue Maße eine Grundvoraussetzung.
Nur ein kleines Beispiel: Ein Priester bestellt bei einem Schneider 100 Fahnen von je
einer Ellen Länge (100 x 51,8 cm). Dieser geht zu einem Tuchmacher, der ihm einen
Ballen Stoff von 200 halben Ellen verkauft (200 x 25,6 cm). Wenn der Schneider seinen
Auftrag fast abgearbeitet hat, stellt er fest, dass er nur 98 Fahnen herstellen kann. Es
fehlt ihm etwa eine Elle und sechs Digiti Stoff. Wer hat nun Recht? Beide berufen sich
auf ihr 'genaues' ,abgegriffenes Maß. Wer will hier Recht sprechen? Das Urmaß (der
Nippur Elle) könnte und sollte man hier auch nicht zu einem Vergleich heranziehen.
Außerdem gibt es keine plausieble Erklärung, weshalb die Nippur Elle zweimal auf
dem Barren abgebildet wurde und für das spätere Anbringen der Kerbe (6) gibt es auch
keine Hypothese.
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